Maschinist Conrad Schönwälder

in Glogau geboren
1904 01.08. Ausbildung und Dienst bei der Marine bis 1912
1912 01.06. Dienstantritt bei der Marine-Luftschiff-Abteilung
Ausbildung auf den DELAG-Luftschiffen LZ 11 "Viktoria Luise" und LZ 13 "Hansa"
1912 Oktober ab Anfang Oktober 1912 Mannschaftsmitglied des L1
später Mitarbeit an der Ausbildung der Mannschaft des L2
1913 09.09. Schönwälder überlebt das Unglück des L1 gemeinsam mit 4 anderen Kameraden
und wird vom Linienschiff "Hannover" entdeckt und gerettet.

anschliessend 3 wochen Aufenthalt im Marine-Erholungsheim Machnum bei Berlin
und 10 Tage Urlaub bei den Eltern in Glogau.
1913 Mitte Oktober einige Tage nach seiner Rückkehr nach Johannisthal wird Schönwälder
von Kapitänleutnant Freyer des L2 angeworben und tritt seinen Dienst
als Maschinist in einer Seitengondel an.

Da zwischenzeitlich jedoch die Leiche von Oberleutnant z.S. Freiherrn v. Maltzahn
gefunden wurde und dessen Beerdigung für den 17.10. vorgesehen war, fuhr er mit
zwei weiteren Überlebenden des L1(Oberleutnant Wend und Funker Spieler)
am 16.10.1913 nach Schleswig. Noch vor der Beerdigung wurde den Kameraden mitgeteilt,
dass der L2 in Johannisthal verunglückt ist.
Somit wurde Schönwalder zum zweiten Male vor dem Tode in einem Marine-Luftschiff "gerettet".
1913/1914 Winter Ausbildung der Besatzung für das neu zu bauende Luftschiff L3.
Diese Ausbildung erfolgt auf der Sachsen.
1914 Ende April in Friedrichshafen wird Conrad Schönwälder, gemeinsam mit seinen Kameraden des L3,
im Bau der Luftschiffe und üeber den Bau der Motoren unterrichtet.
1914 10.05.-11.05. Teilnahme an der Abnahmefahrt von L3 von Friedrichshafen nach Johannisthal,
wobei die Fahrtroute über Schaffhausen, Strassbourg, Holland, Nordsee,
Hamburg, Mecklenburg, Frankfurt/Oder, Breslau und Sachsen führte.
1914 Mai bis Ende Juli Übungsfahrten mit dem L3 (insgesamt ungefaehr 77 Fahrten)
1914 ab August Aufklärungsfahrten mit dem L3 über der Nordsee
1915 17.01. Auftrag zum Angriff auf das Holzlager in Edinburgh
Zwei Tage später am 19.01.1915 startet die Angriffsfahrt gen England.
Durch widrige Witterung wird das Ziel nicht erreicht, jedoch werden 6 Bomben
über dem Kriegshafen von Yarmouth abgeworfen.
Wenig später trifft man auf der Heimfahrt auch noch auf den
über der Nordsee fahrenden L4 und landet gemeinsam am 20.01.1915
gegen 10.00 Uhr in Hamburg-Fuhlsbüttel.
1915 14.02. Befehl des Flottenchefs, dass der L3 in der Region von Skagen nach
englischen Unterseebooten suchen soll. Am Abend des gleichen Tages
startet L3 und befindet sich am nächsten Morgen in der Höhe von Ejsberg
in einem gewaltigen Schneesturm. Gegen 9:00 Uhr zerbricht im vorderen Motor
der hinteren Gondel die Nockenwelle. Eine Reparatur ist nicht möglich.
Circa 11 Uhr kam es zu Problemen mit dem Motor in der vorderen Gondel.
Er konnte zwar repariert werden, erreichte jedoch nicht mehr die Leistung um 2 Propeller
betreiben zu können. In der Höhe von Hanstholm wendet der L3 in südliche Richtung.
Um 13 Uhr wird der Flottenchef gebeten ein Torpedoboot entgegenzusenden um
die Mannschaft aufzunehmen. Aufgrund der vielen Minenfelder würde diese Fahrt jedoch
mindestens 6 Stunden in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund wird beschlossen
eine Neutralitätsverletzung zu begehen und somit fuhr L3 nur 50 meter über
die dänische Küste hinweg und passierte gegen 16:30 Uhr Ejsberg in der Hoffnung
Tondern zu erreichen. Ungefähr eine halbe Fahrtstunde vor der Grenze wurde
die Insel Fanö erreicht. Hier setzte der letzte Motor aus. Der östliche Orkan
trieb das Luftschiff in Richtung Nordsee, so dass schnellstmoeglich Gas abgelassen wurde.
Die Insel Fanö wurde an der nordwestlichsten Spitze erreicht. Glück im Unglück war,
dass zu dieser Zeit Ebbe herrschte. Da keine Chance bestand das Land innerhalb
der vorgeschriebenen internationalen Bestimmungen von 24 Stunden wieder zu verlassen
zu können, verbrachte die Mannschaft die 6 Bomben aus dem Luftschiff in die Dünen der Insel.
Alle Kameraden verliesen danach den L3 durch die vordere Gondel. Als letzter verlies
Conrad Schönwälder seinen Posten als Maschinist in der hinteren Gondel
durch den Laufgang in Richtung vordere Gondel rutschend, da das Heck nun
bereits 80 meter über der Erde schwebte.
Anschließend wurde das Luftschiff mit Leuchtpatronen beschossen und vernichtet.
Die Mannschaft wurde von Soldaten gefangen genommen und 2 tage später in Odense interniert.
1917 Sekretär des deutschen Marine-Attaché bei der deutschen Gesandtschaft in Kopenhagen (bis 1919)
diese Anstellung erhielt er durch Vermittlung von Baron Wulff von Plessen
Conrad Schönwälder heiratet eine Dänin und lebt bis zu seinem Tode als Ingeneur in Kopenhagen.
Er verstarb im Alter von 99 Jahre (vermutlich Mitte der 1980er Jahre)
Die Ehe blieb ohne Kinder.
Auf folgenden Schiffen gefahren:
LZ 11 / Viktoria Luise
LZ 13 / Hansa
LZ 14 / L 1
LZ 17 / Sachsen
LZ 18 / L 2
LZ 24 / L 3




Die Daten entstammen dem persönlichen Bericht von Conrad Schönwälder
angefertigt am 25.01.1983 in Kopenhagen

Dieser Bericht wurde mir dankenswerterweise
von Herrn Ulrich Keßler (Bad Schwartau) zur Verfügung gestellt.